Einen kleinen Abschlussurlaub hat man sich wohl verdient. Und da der drohende Winter bei uns in den Bergen ohnehin recht streng ist und wir daher nochmal ordentlich Sonne tanken wollten, fiel die Wahl nicht schwer: Italien natürlich, da vor allem Ligurien und hier wiederum das Städtchen Levanto hatten es uns angetan.
Levanto kannten wir schon von früher und so wurde es Zeit, hier nochmal nach dem Rechten zu sehen. Die relativ günstige Affitacamere „Rosa dei Venti“ hatten wir schon im April gebucht, und da wir uns wie üblich mit der Anreise Zeit ließen – eine Zwischenüberachtung hilft, den Anreisestress zu minimieren – konnten wir es beschaulich angehen lassen.
Anreise über Bagolino nach Levanto
Auf der Autobahn ging es relativ flott nach Bozen – eigentlich sollte das Penser Joch am Programm stehen, aber dieses war leider gesperrt – und von hier aus auf der Schnellstraße nach Lana. Hier beginnt eine landschaftlich interessante Strecke ins Ultental und über das Örtchen Proveis nach Revó. Weiter ging es dann über Madonna di Campiglio nach Süden bis zum Idrosee.
Einigermaßen geschafft von der vielen Kurverei, suchten wir uns ein Zimmer (das letzte, das halbwegs günstig zu erstehen war) im Bergdorf Bagolino. Und siehe da, der Ort war eine richtige kleine Überraschung: Hübsch auf einer Anhöhe über dem Tal gelegen, eine lebendige Gemeinde, die gerade ihr Dorffest (Ortsteil Ziege versus Ortsteil Drache) gefeiert hatte und deshalb extra herausgeputzt war. Und vor allem die Heimstatt des würzigen Bagoss-Käses, der nur auf den Almen dieses Dorfes produziert wird. Übrigens: Noch immer wird in der Region die Lombardische Sprache hochgehalten.
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Impressionen aus Levanto
Levanto ist ein kleiner Ort etwa 5 km nördlich der berühmten Cinque Terre. Und da wir vor einigen Jahren schon mehrmals hier waren, wussten wir, was uns erwartet. Denn Levanto besitzt einerseits die Abwechslungen und Unterhaltungsmöglichkeiten, die ein touristisch angehauchter Ort eben so bietet. Andererseits herrscht dort immer noch vergleichsweise Ruhe und die Touristen trampeln sich nicht gegenseitig auf den Füßen herum, wie in Monterosso, Vernazza usw. Die Anreise ist vergleichsweise einfach und durch die gute Zuganbindung lässt sich die gesamte Küste von Chiavari bis La Spezia gut erkunden.
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Wir wandern von Levanto nach Monterosso
Von Levanto, direkt hinter unserer Unterkunft, führt ein kleiner, aber gut instand gehaltener Pfad in Richtung Süden. Nach wenigen hundert Metern verlässt man den Ort und es tun sich wunderbare Blicke auf. Vor lauter Wanderlust sollte man aber aufs Umdrehen freilich nicht vergessen, denn gerade zu Beginn finden sich immer wieder Panoramablicke auf Levanto und Umgebung.
Der Weg führt in einer ansehnlichen Höhe der Steilküste entlang. Entsprechend mühsam kann der Aufstieg für Untrainierte vor allem im Sommer werden. Aber dafür entlohnen immer wieder herrliche Tiefblicke zur wellenumtosten Küste und hinaus aufs offene Meer.
End- und Höhepunkt ist dann die Punta Mesco, auf gut 350 Meter über dem Meer gelegen, ein herrlicher Aussichtspunkt mit Panorama auf Monterosso al Mare und entlang der gesamten Küstenlinie der Cinque Terre.
Nach einem teilweise steileren Abstieg kann man sich in einer der zahllosen Bars in Monterosso erholen. Was uns aber fluchtartig Reißaus nehmen ließ, war die schiere Menge an Touristen, die sich hier – und wohl in allen Cinque Terre Orten – gegenseitig auf die Füße trampeln. Bloß weg von hier, ab mit dem Zug in unser beschauliches Levanto!
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Auf die Hügel Levantos und zurück
Über Lizza nach Lavaggiorosso
Während der eine mit dem Rad seine Runden dreht, wandert die andere in die Hügel hinter Levanto. Dass es dabei kein einfacher Spaziergang wird, das hat sich dann bald herausgestellt. Es ist heiß, die Wege sind steil und kaum begangen, oft auch verfallen oder sie führen ins Nirgendwo. Dafür wird man dann aber auch belohnt, mit Einsamkeit und Ruhe und tollen Blicken hinunter aufs Meer.
Auf den Monte Rossini und nach Fontona
Und damit es nicht langweilig wird, gibt’s dann noch eine Wanderung auf den Monte Rossini bzw. die Einsattelung etwas nördlich davon. Und auch hier ist nahezu niemand unterwegs, wandern wird hier offensichtlich nicht so groß geschrieben. Und das, obwohl man – wie bekannt – die Gegend sicherlich zu Fuß am besten erkunden kann.
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Biketouren rund um Levanto
Natürlich war auch dieses Mal das Rennrad mit von der Partie. Schließlich gibt es selten so wunderbare Ausfahrten, wie hier an der Küste der Cinque Terre.
Und auch wenn es so aussieht, als wenn die Touren nicht allzu lang wären, so heißt es doch aufpassen und im Vorhinein die Höhenmeter checken. Denn nur allzu leicht lässt man sich dazu verführen, von den Panoramastraßen hinunter ans Meer zu sausen – und vergeisst dabei, dass man jedesmal wieder hinauftreten muss. Denn direkt unten an der Küste gibt es keinerlei Verbindungsstraße.
Was man aber auf jeden Fall einplanen sollte ist genügend Zeit, um die herrlichen Tiefblicke zu geniessen.
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Nicht immer mit der Bahn
Nicht immer war das Wetter so stabil, dass wir biken oder wandern gehen konnten. Also setzten wir uns auch mal in Auto und besuchten die umliegenden Örtchen. Aber auch hier gilt: Bevor man in einen Küstenort kommt, muss man von Levanto aus erst mal den Berg hoch oder gar ins Hinterland.
Bonassola
Bonassola ist ein kleiner, noch vom Tourismus relativ unberührter Ort nördlich von Levanto. Mit dem Rad kann man in circa 10 Minuten die 3 km durch den ehemaligen Eisenbahntunnel (beleuchtet!) zurücklegen und findet sich in einer kleinen Bucht wieder, die von steilen Hügelflanken umsäumt ist. Es hat ein paar Cafés und Restaurants, einen recht hübschen Strand und eine kleine Altstadt.
Ein paar Häuser aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts zeigen, dass sich reiche, stilbewusste Städter schon früher hier gerne niedergelassen haben.
Portovenere
Bei ziemlich stürmischem Wetter ging es nach Portovenere, auf einem Sporn westlich von La Spezia gelegen. Leider hat uns der Ort – im Gegensatz zu circa den 90-er Jahren – überhaupt nicht besonders gefallen. Hier sieht man, was (touristische) Entwicklung verursachen kann. Auf einen ständigen Einwohner von Portovenere kommen geschätzt 50 Touristen, im Ortskern dominieren Souvenirläden, Bars und überteuerte Restaurants, Touristenhorden mit Fähnchen schwingendem Guide ziehen durch die engen Gassen.
Am Ende waren wir dann recht froh, als wir auf der Panoramica wieder gen Levanto rollten.