Wohl kaum ein Anstieg ist – nomen est omen – mühsamer als durch das Schlauchkar auf die Birkkarspitze. Trotzdem: wer es noch nicht gemacht, dem ist diese Erfahrung in meditativem Bergsteigen dringend anzuraten. Also machten wir – Hannes und ich – uns vormittags um 10:00 mal auf in Richtung Karwendelhaus. Dass wir dabei genau in die größte Mittagshitze kommen würden, das ignorierten wir einfach – wenn schon Schlauchkar, dann auch zu Mittag. Von Scharnitz ging es mit den Bikes gemütlich taleinwärts. Am Ende noch ein etwas knackigerer Anstieg – hier war dann die Hitze doch schon etwas zu spüren – und schon waren wir am Karwendelhaus auf etwa 1.700 m Höhe. Dafür, dass wir bei dieser Etappe über 14 km und 800 Hm zu bewältigen hatten, waren wir noch genauso fit wie zu Beginn.

Erst nach der Hütte geht’s los

Eine kleine Pause bei einer recht g’schmackigen – aber preislich mit 6,50 EUR nicht gerade günstigen – Knödelsuppe und wir waren wieder aufbruchsbereit. Die meisten anderen Gäste – überwiegend elektrifizierte Biker – hatten hier ihre Tour schon wieder beendet und stemmten bereits das Bier. Für uns jedoch ging es erst richtig los.

Gleich hinter der Hütte erwartet einen die steilste Passage. Zwischen Lawinenverbauungen geht es auf einem versicherten Steiglein bergauf. Aber schon nach etwa 100 Hm wird die ganze Sache wieder sanfter und es geht zwischen Latschen hindurch in Richtung Kar.

Schotter at its best

Trotz der befürchteten Hitze kamen wir – dem kühlenden Bergwind sei Dank – nicht allzusehr ins Schwitzen. Trotzdem war bald klar: Der Aufstieg wird eine Prüfung in Geduld und stoischer Ruhe. Ich habe selten ein derartig riesiges Schotterkar gesehen, strahlend weiß, von unten bis oben ohne jegliche Vegetation. Mondlandschaft beschreibt diese Gegend nur unzulänglich. Aber wir kamen überraschend schnell vorwärts und auch die beiden Steilstufen ließen sich leichter überwinden als es von unten den Anschein hatte. Nur ein kleines Schneefeld war noch zu “bezwingen” und schon standen wir – nach circa 2 Stunden Aufstieg – auf der Einsattelung zwischen Birkkarspitze und Ödkarspitze.

Die letzten 70 Höhenmeter auf den Gipfel schenkten wir uns – einerseits aus Zeitgründen, andererseits hatte ich auch Bedenken, dass mir der Abstieg nach meinem Unfall im Vorjahr etwas Probleme bereiten könnte.

Und so machten wir uns nach einer kurzen Stärkung wieder auf den Weg in Richtung Hütte, nicht ohne uns vorher aufklären zu lassen, dass der vermeintliche Ausblick bis zum Großvenediger doch nur der Blick in die Stubaier Berge war.

Auch der Abstieg ging überraschend schnell vonstatten und bereits nach eine knappen Stunde hatten wir es geschafft und standen wieder bei unseren Rädern. Und jetzt war vollkommen klar: Das Karwendeltal mag wunderhübsch sein – aber zu Fuss den ganzen Hatscher nach unten wäre eine mittlere Folter gewesen.

Mit dem Bike von Scharnitz zum Karwendelhaus, dann zu Fuss über Wiesenhänge und durch ein weites Schotterkar auf den Schlauchkar-Sattel, weiter in ca. 15 Minuten auf versichertem Steig zum Gipfel. Bike: Scharnitz (970 m) – Karwendelhaus (1.765 m), 795 Hm Hike: Karwendelhaus (1.700 m) – Birkkarsattel (2.630 m), 865 Hm Infos: Tirol-Info (Bike- & Hike-Tour Karwendelhaus – Birkkarspitze) oder Outdoor-Active (Bike&Hike Birkkarspitze – Dach des Karwendels)