Dass unsere heuriger Trans-Alp zu einer Trans-Slovenia werden sollte war schon bald klar. Aber wie die Route genau führen sollte wussten wir noch nicht wirklich. Slowenien ist ja für Mountain Biker noch so etwas wie ein weißer Fleck auf der Landkarte. Deshalb ist es auch recht schwierig, vernünftige Informationen über eine Durchquerung zu finden.
Außerdem sollte unsere Route nicht nur eine Standard Durchquerung sein, sondern wieder alle Stückerl spielen. Gefragt waren vor allem geile Abfahrten auf unberührten Trails. Also machte ich mich an die Planung und versuchte eine möglichst abwechslungsreiche und interessante Route ausfindig zu machen. Dass sich dabei ein paar Verhauer eingeschlichen hatten, war leider am Ende nicht zu vermeiden. Trotzdem war unsere Route mit Sicherheit noch eine ziemliche Neuigkeit für eine Mountainbike Durchquerung von Slowenien.
1. Tag Trans-Slovenia: Villach (AT) – Ratece (SLO)
Gleich zu Beginn empfing uns Kärnten recht trostlos: Regen, Kälte und eine wenig hübsch zu befahrende Straße von Villach nach Arnoldstein machten unsere heurigen Tourstart etwas holperig. Zwar fanden wir dann die eine oder andere Nebenstraße, Vergnügen war’s aber trotzdem keins.
Auch die Auffahrt auf’s Dreiländereck, der Gipfel an der Grenze Österreich / Italien / Slowenien, gab nicht viel her. Zuerst riss mir gleich mal die Kette, nach nicht mal 10 Metern Anstieg. “Scheiße! Das kann ja noch heiter werden.” Zudem blieb die Witterung bis zum Gipfel auf 1.500 m äußerst bescheiden.
Und auch die erhoffte Aussicht hielt sich in engen Grenzen. Immerhin ließ uns der Blick nach Süden, auf unsere nächte Etappe, gleich mal zweifeln, ob wir diese bei der Schneelage überhaupt fahren können.
Egal. Verschwitzt oben angekommen, hieß es gleich wieder “Umziehen, Regensachen wieder anziehen und gleich runter ins Tal!” aber dafür war dann der Trail doch noch recht angenehm zu fahren. Immer der italienisch-slowenischen Grenze entlang, schlängelte sich der Pfad in unendlichen Spitzkehren ins Tal. Weiter unten wurde es dann leichter fahrbar, im Wald stellenweise sogar recht flowig und als wir unseren Zielort Ratece erreichten, war sogar der Regen endgültig vorüber.
Etappe Villach (AT) – Ratece (SLO), auf der Straße nach Arnoldstein und weiter nach Seltschach, hier am Forstweg auf das Dreiländereck bzw. zum Gipfel Monte Forno auf 1.508 m, von hier am Trail direkt hinunter nach Ratece
Anstieg 1.110 Hm, Abstieg 733 Hm, Distanz 32 km
2. Tag Trans-Slovenia: Ratece (SLO) – Vrsic Pass (SLO)
Auch wenn wir schon Zweifel hegten, ob die Etappe so wie geplant fahrbar sei, wissen wollten wir es dann natürlich schon. Also ging es geradewegs von Ratece nach Süden, in ein kleines Tal das beherrscht wird vom markanten Berg Jalovec bzw. dem links davon gelegenen Kugy-Couloir. Zuerst gemütlich auf Asphalt ging es vorbei am Skisprungzentrum Planica, dann auf einem Forstweg bis zur Tamar Hütte. Ab hier wurde der Weg dann etwas ruppiger und schmäler, bis wir nur mehr schiebend vorankamen.
Nach etwa 800 Metern durften wur uns dann entscheiden: Sollen wir den ursprünglichen Plan weiterverfolgen, d.h. die Räder etwa 500 – 600 Hm zuerst eine Rinne und anschließend einen Steig hochtragen um dann oben im Schnee steckenzubleiben? Oder ist es vernünftiger, umzudrehen?
Wir entschieden uns für letzteres. Aber wenigstens entschädigte uns ein netter flowiger Trail zurück nach Kranjska Gora für das entgangene Abenteuer.
Dort angekommen gab’s eine kleine Rast, bevor wir uns Richtung Vrsic Pass, dem Ziel der heutigen Etappe aufmachten. Leider gab es keine andere Möglichkeit, als auf der Asphaltstraße den Pass hochzukommen, also hieß es etwa 2 Stunden lang den Auto- und vor allemn Motorradverkehr in Kauf zu nehmen. Nette Abwechslung zwischedurch: die “Russen-Kapelle” die in Andenken an die russischen Kriegsgefangenen errichtet wurde, die hier im Jahr 1915 die Straße errichten mussten.
Oben am Pass angekommen gab’s dann gleich mal eine herbe Enttäuschung: Die resrvierte Ticarjev Koca (Hütte) hatte noch geschlossen! Irgendeine blöde Verwechslung, ein Problem im Datum – was auch immer, keine Ahnung. Auf jende Fall standen wir nun ohne Unterkunft auf 1.600 m am Vrsic Pass in der Kälte. Was nun? Weiterfahren, mit unbestimmtem Ziel? Wieder ein Stück zurück Richtung Kranjska Gora, wo eine andere Hütte möglicherweise noch Plätze frei hat?
Wir entschlossen uns umzudrehen, die paar Höhenmeter zurückzufahren und unser Glück bei der Erjavceva Koca (Hütte) zu versuchen. Erfolgreich! Eine nette Gaststube, gutes Bier, recht bequeme Betten und vor allem die unglaubliche Farbenpracht des Sonnenuntergangs machten die Probleme des Tages mehr als wett.
Etappe Ratece (SLO) – Vrsic Pass (SLO), mit Abstecher südlich in das kleine Tal zur Planinski Dom Tamar (Berghütte Tamar) und retour nach Krajska Gora, von hier auf der Straße bis zum Vrsic Pass auf ca. 1680 m
Anstieg 1.500 Hm, Abstieg 400 Hm, Distanz ca. 30 km