Wird das jetzt die zehnte Transalp? Oder doch schon die elfte? Irgendwann haben wir zu zählen aufgehört. Aber nachdem es uns 2016 die Tour nach Bassano del Grappa ziemlich verregnet hatte, wurde es Zeit, nochmals dieses wunderschöne Ziel anzupeilen. Diesmal war jedoch Zurückhaltung bei der Wahl der Etappen angesagt. Zu lang durfte es nicht werden, und der Spezl mit der angeschlagenen Halswirbelsäule wollte möglichst wenig Hoppelei. Also hieß es, die Route genau und möglichst fahrbar zu planen.

Tag 1: Innsbruck – Bruneck – St. Vigil

Wird das jetzt die zehnte Transalp? Oder doch schon die elfte? Irgendwann haben wir zu zählen aufgehört. Aber nachdem es uns 2016 die Tour nach Bassano del Grappa ziemlich verregnet hatte, wurde es Zeit, nochmals dieses wunderschöne Ziel anzupeilen.

Aber auch diesmal war uns der Wettergott nicht hold. Im strömenden Regen ging es – mit dem Shuttle(!) – von Innsbruck nach Bruneck. Hier wollten wir eigentlich unsere erste Etappe nach St. Vigil starten, aber aufgrund der Wettersituation waren wir gezwungen, den Kronplatz mittels Seilbahn zu „bezwingen“. Oben angelangt blieb dann noch genügend Zeit, das bekannte Messner-Museum (leider eher nicht sehr lohnend) zu besichtigen, bevor wir nach Süden nach St. Vigil runterrollten. Nicht mal den – ansonsten sicher spaßigen – Trail konnten wir mitnehmen, weil alles nur noch Land unter war.

  • Shuttle von Innsbruck nach Bruneck, Kosten ca. 170 EUR für 5 Personen.
  • Bruneck – Kronplatz – St. Vigil Aufstieg / 1600 Hm, Abfahrt ca. 1200 Hm

Link Bikepark Kronplatz
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Tag 2: St. Vigil – Rifugio Sennes – Cortina

Nachdem sich das Wetter über Nacht langsam gebessert und wir unsere Schuhe im Zimmer mit dem Haarfön trockengepustet hatten, konnten wir beruhigt die nächste Etappe von St. Vigil nach Cortina angehen.

Aus grauer Vorzeit – so circa die 90er Jahre des vergangenen Jahrtausends – konnte ich mich erinnern, dass es von der Pederü-Hütte erst mal ganz furchtbar steil aufwärts geht, bevor man das Hochplateau der Sennes-Fanes-Gruppe genießen kann. Und tatsächlich, an ein kontinuierliches pedalieren ist hier nicht zu denken. Treten – absteigen – aufsteigen – treten bis es wieder zu steil wird usw. Dafür entschädigt einen dann das herrliche Panorama rings um die Sennes Hütte. Und obwohl die Abfahrt hinunter nach Cortina zu 90 % auf einer breiten Schotter- bzw. Asphaltstraße stattgefunden hat, muss man die Etappe durchaus als lohnend bezeichnen.

Allerdings muss ich zugeben, es gibt tatsächlich schönere Fanes-Durchquerungen, beispielsweise die Route Pederü – Fanes-Hütte – Sciaré, die wir auf einer unserer Transalps ebenfalls unternommen hatten.

  • St. Vigil – Pederü-Hütte auf Asphalt,
    Aufstieg ca. 400 Hm / 12 km
  • Pederü-Hütte – Sennes-Hütte auf Schotterstraße, tlw. Schiebepassagen,
    Aufstieg ca. 550 Hm / 4,5 km
  • Sennes-Hütte – Cortina auf Schotter- und Asphaltstraße,
    Abfahrt ca. 1000 Hm, Gegenanstieg ca. 100 Hm, gesamt 16 km

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Tag 3: Cortina – Rif. Croda da Lago – Pecol

Der dritte Tag war wohl der landschaftliche Höhepunkt der diesjährigen Tour. Aus Cortina hinaus, in Richtung Süden, geht es zuerst ein paar Kilometer über üppig grüne Wiesen, dann auf einem ziemlich einsamen Forstweg bis hinauf zur Malga Federa. Das Panorama auf die umliegenden Bergketten ist ja schon vom Tal aus spektakulär. Aber dort oben, auf circa 1800 m, bietet sich ein wirklich grandioser Ausblick. Im Osten die 3000er um die Punta Serapiss, im Norden die Tofana di Mezzo und im Tal unten Cortina.

Nach einer kurzen Trinkpause erreichen wir in einer halben Stunde – mehr schiebend als radelnd – das Rifugio Croda da Lago auf 2050 m. Die gut besuchte Hütte befindet sich in spektakulärer Lage, an einem tiefblauen See, direkt unter den schroffen Felswänden des Campanile Federa und seiner Nachbar-Türme.

Von hier aus erkennt man bereits unsere Zwischenziele, die Forcella Ambrizzosa bzw. die Forcella Col di Dufo. Wiederum teilweise radelnd, teilweise schiebend – aber alles durchwegs ziemlich flach – erreichen wir gegen 16 Uhr den Scheitelpunkt der heutigen Etappe. Ab hier verläuft der Trail dann nur mehr abwärts, meist gut fahrbar im Bereich S0 bis max. kurze Stellen S2.

Doch zuvor gönnen wir uns im Anblick des monumentalen Monte Pelmo ein kurzes Verschnaufpäuschen, bevor wir uns „in die Tiefe stürzen“.

Leider war das mit dem „stürzen“ dann doch keine so gute Idee. Ein Spezl hat’s damit wohl etwas übertrieben und sich am Trail gleich mal sein rechtes Knie böse ruiniert, sodass hier und heute Schluss war mit seiner Transalp. Am nächsten Tag musste er dann per Taxi die Heimreise antreten.

  • Cortina – Rifugio Croda da Lago: Schotterstraße tlw. mit betonierten Abschnitten,
    Aufstieg ca. 900 Hm / 10,0 km
  • Rifugio Croda da Lago – Forcella di Col Duro: gut gangbarer Wandersteig, tlw. Schiebepassagen,
    Aufstieg ca. 300 Hm / 2,0 km
  • Forcella di Col Duro – Pecol: Trail bis max. S2, Asphalt
    Abfahrt ca. 900 Hm, Gegenanstieg zum Passo Staulanza ca. 100 Hm, ca. 16 km

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Tag 4: Pecol – Passo Duran – Agordo

Bei dieser Etappe war in punkto Trail leider nicht viel zu holen. Wir verlassen den Ort Pecol in Richtung Osten und pedalieren mal gut eine Stunde entlang einer Skipiste zum Rifugio Pian del Crep. Hier können wir zwar am Fuße der mächtigen Civetta einen Vormittags-Cappucino genießen, ansonsten gibt die Gegend aber nicht allzuviel her. Und auch der Weiterweg zur Forcella dei Tolp ist jetzt kein Höhepunkt.

Aber wenigstens ist der erste Teil der Abfahrt wenn schon nicht sehr trail-lastig dann doch zumindest nett zu fahren. Unten angelangt mühen wir uns dann nochmal 350 Hm auf Asphalt hoch zum Passo Duran, der für Motorradfahrer wesentlich spannender zu befahren sein dürfte als für uns mit den Mountainbikes.

Aus der geplanten Abfahrt auf einem Trail – der auf der Karte durchaus interessant ausgesehen hatte – ist dann leider auch nichts mehr geworden. Einfach, weil da nichts mehr da war. Kein Einstieg, kein Trail – nichts zu finden.

Aber das ist in Ordnung, wir können dadurch ein wenig Zeit sparen, die wir dann in Agordo am hoteleigenen Pool umso entspannter genießen können.

  • Pecol Col de la Grava: guter aber oft steiler Anstieg auf Schotterstraße,
    Anstieg 500 Hm, ca. 4,5 km
  • Col de la Grava – Chiesa (Ort): Flowtrail, Schotterstraße, Feldweg,
    Abfahrt 600 Hm, ca. 5 km
  • Chiesa (Ort) – Passo Duran: Asphaltstraße
    Gegenanstieg zum Passo Duran 350 Hm, ca. 4,5 km
  • Passo Duran – Agordo: Asphaltstraße,
    Abfahrt 1000 Hm, 10 km

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Tag 5: Agordo – Valle del Mis – Feltre

Die beiden letzten Tage kann man getrost unter einem Wort zusammenfassen: Asphalt-Treten. Nicht, dass es unschöne Etappen gewesen wären. Aber ein Rennrad wäre hier wohl die bessere Wahl gewesen.

Von Agordo brechen wir diesmal recht zeitig auf, schließlich sind wir schon deutlich weiter im Süden und die Temperaturen klettern gleich mal um ein paar Grad nach oben. Bei gefühlt 30 Grad strampeln wir aufwärts zur Forcella Franche auf knapp 1000 m. Nach einer Erfrischung in der einzigen Bar weit und breit geht es hinunter ins Valle del Mis, wo wir uns am Stausee Lago del Mis eine kleine Rast mit Badespaß gönnen.

Anschließend rollen wir weiter hinunter in die Po-Ebene, wo uns – es ist mittlerweile 14 Uhr – eine drückende Hitze empfängt. Aber noch sind es 25 km und kumuliert gut 400 Hm bis nach Feltre, dem Etappenziel von Tag 5.

  • Agordo – Forcella Franche: Asphaltstraße SP 3,
    Anstieg 400 Hm, ca. 10 km
  • Forcella Franche – Valle del Mis – Feltre: Asphaltstraße,
    Abfahrt 1400 Hm, Gegenanstiege kumuliert 400 Hm, ca 42 km

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Tag 6: Feltre – Monte Grappa – Bassano del Grappa

An diesem Tag steht mit dem Monte Grappa der letzte Höhepunkt auf dem Programm – der dann allerdings in den Fluten eines heftigen Gewitters versinkt. Für den Aufstieg trennt sich unser verbliebenes Grüppchen, zwei versuchen es über die Nordroute, ich probier’s über die Südostroute.

Über die SR348 – eigentlich eine Schnellstraße im Piave-Tal nach Süden – erreiche ich das Örtchen Alano di Piave. Hier ist touristisch kaum nichts los, die Gegend ist wunderschön, sehr landwirtschaftlich geprägt, man radelt mutterseelenallein dahin und fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Aber am Weg weiter verfahre ich mich erst mal, muss umkehren, verliere circa 150 Hm, und erreiche schließlich den Monte Tomba. Dort wartet die nächste Enttäuschung: die Trattoria da Miet (eigentlich eine frühere Alm) hat geschlossen, es gibt also auch nirgendwo Wasser, was bei Temperaturen um die 30 Grad eher unangenehm ist. Also weiter in Richtung Gipfel, es ist ja schließlich nicht mehr allzu weit.

Aber auch hier habe ich mich getäuscht. Den Gipfel des Monte Grappa sehen nur die beiden, die über die Nordroute kommen. Mich erwischt kurz nach Mittag ein derartig heftiges Gewitter, dass ich 150 Meter unterm Gipfel abbrechen muss und froh bin, dass ich die Straße nach Süden ins Tal erwische, bevor mich der Sturm vom Rad pustet. Irgendwo unterstellen ist dort oben auch Fehlanzeige, keine Bäume, keine Hütten, nur Almweiden und Felsen.

Das mit dem Spaß am Trail hat sich also auch erledigt. Einigermaßen frustriert rolle ich talwärts – was bei Sturm und Gewitterregen sogar auch etwas Abenteuerliches hat. Letzten Endes bin ich froh, als wir in Bassano del Grappa dezimiert, aber ansonsten wohlbehalten unser Ziel erreichen.

  • Feltre – Monte Grappa über Alano di Piave: Asphaltstraße,
    Anstieg 1750 Hm, 36 km
  • Monte Grappa – Bassano del Grappa: Asphaltstraße (SP 140) oder Trail (No. 105, Mulattiera del Covolo),
    Abfahrt 1600 Hm, 22 km

Link zum GPX-Track (Trail-Variante)

Fazit

Prost und Schluss!

Wie immer war es eine schöne, anstrengende, lustige, abenteuerliche, abwechslungsreiche und genussvolle Transalp. Aber man merkt deutlich, dass sich das Gebiet der Belluneser Alpen massiv von beispielsweise den Dolomiten unterscheiden. Es gibt weniger Möglichkeiten, die Gebirgsstöcke zu durchqueren, weil hier während des 1. Weltkriegs keine Militärstraßen angelegt wurden. Die Almwirtschaft ist weniger ausgeprägt. Manche Wege sind einfach nicht mehr vorhanden. Und das Panorama ist sicherlich schön, aber auch weniger spektakulär.

All das führt dazu, dass man prozentuell mehr auf Asphaltstraßen radelt und auch weniger Trails vorfindet als bspw. in Südtirol oder im Trentino. Dies soll nicht bedeuten, dass es hier nicht auch schön zu radeln ist. Anders als weiter im Norden, aber allemal auch faszinierend. Und Bassano del Grappa ist allemal ein lohnendes Ziel.

Aber wäre der Monte Grappa als Ziel nicht gewesen – den es uns dann leider verregnet hat – dann hätten wir wohl nicht (nochmal) diese Route gewählt.